Sonntag, 1. Januar 2012

Silvester

Ich hatte mir schon seit Wochen die perfekte Silvesternacht ausgemalt.
Ich würde mit meinen besten Freundinnen feiern gehen.
Am besten nach Berlin oder Hamburg.
Alles war organisiert, vor allem waren alle einverstanden.
Wir wollten also nach Berlin.
Zuerst wollten wir essen gehen, irgendetwas nobles.
Uns schick anziehen, vielleicht ein paar Jungs kennen lernen.
Auf jeden Fall feiern, so sehr feiern bis unsere Köpfe in den Himmel stiegen.
Wir wollten unser Leben feiern.
Wenn wir überhaupt zum Schlafen gekommen wären, hätten wir das Adlon Hotel unsicher gemacht.
Es war perfekt geplant.
Für jedes Problem gab es eine Lösung, nur für eines nicht.
Das einzige Problem was es gab, es warst du.
Wieso auch musste ich unbedingt kurz vor Silvester das Haus verlassen?
Hätte ja sonst was passieren können, aber nein, ich musste irgendwas starten.
Ich sah dich in der Stadt, konnte dein Gesicht genau unter Betracht nehmen.

Es war so schön, du bist so schön.
Ich wusste nicht ob du das mit bekamst, ich weiß nicht mehr ob ich es auffällig tat oder heimlich.
Was dann geschah fand ich schon fast wieder beschissen.
Du fragtest mich nach dem Weg.
Ich stammelte nur irgendetwas heraus.
Wusste nur, dass du zum Hauptbahnhof musstest.
Ich wollte sagen, ich müsse da auch hin aber wäre ja blöd, bin von dort gekommen.
Du musstest dir ein Lachen verkneifen.
Wieso eigentlich?
Sah ich etwa so verwirrt aus und .. "klein"?
Ich weiß, ich bin nicht sonderlich groß aber ein Zwerg bin ich nun auch nicht.

Du machtest den Vorschlag, dass ich dich dort hinbringen sollte.
Ich tat das, aber es war mir peinlich.
Diese Stille, einfach nur peinlich.
Zum Schluss grinsten wir uns nur an.
Ich fuhr sofort nach Hause, musste alles meinen Freundinnen erzählen.
(...)
Irgendwie trafen wir uns wieder, ein Tag vor Silvester.
Ich weiß nicht wie und warum, aber es passierte.
Du hattest eine Bitte an mich.
Ich solle nur mit dir Silvester feiern.
Meine Antwort platzte heraus, als wenn ein Blitz einschlug.
Ganz euphorisch sagte ich gewiss zu.
Mir kam die Frage auf, was ich nun meinen Freundinnen erzählen sollte.
Ich wusste nichts.
Nicht, wie ich es ihnen beibringen sollte.
Nicht, wie ich denn nun Silvester feiern würde.
Nicht, was du von mir wolltest.
Ich wusste es einfach nicht.
Ich genoss den Moment mit dir, wir sagten wir würden uns am Abend treffen.
Würdest mir via SMS Bescheid geben.
Ich freute mich.
Ich lag nachts in meinem Bett und malte mir den nächsten Tag aus.
Es würde besser werden, als mit meinen Freundinnen.
Ich hatte es im Gefühl.
(...)
Ich wachte viel zu früh auf.
Mein Wecker zeigte 6 Uhr Morgens an.
Gott, es war grässlich!
Ich scheuchte mich also aus meinem Bett und machte mir einen Kaffee,
obwohl ich ihn hasste.
Muss zugeben, das Zeug gehört in den Müll.
Ich war total aufgeregt.
Ich meine, wir kennen uns kaum.
So gut wie gar nicht.
Ich machte es mir einige Stunden zu Hause mit meiner Familie gemütlich.
Es war lustig, ich fand es echt schön.
Meine Freundinnen sagten zu mir, sie seien nicht böse.
Aber dennoch hatte ich ein schlechtes Gewissen.
Mein Handy vibrierte.
"Geh hinaus, ich werde dich finden."
Ich tat was du geschrieben hattest.
Verwundert hatte es mich trotzdem.
Aber nun sind wir hier, du fandest mich.
Du und ich. Wir beide.
Unsere Blicke treffen sich.
Der Countdown läuft.
Wir küssen uns.Drei, zwei, eins.
Mitternacht.
Die ersten Raketen werden gezündet.

Hinter uns gibt es ein gewaltiges Feuerwerk.
Die Knallkörper der kleinen Kinder bringen mich zum Erschrecken, ändert die Situation aber nicht.
Es ist wunderschön.
Mit dir.
Der Himmel ist geschmückt voller Farben und unser Schatten bringt das ganze zum Zerschmelzen.
Das ist mein perfektes Silvester.
Ich blicke in das wunderschöne Feuerwerk.
Ein Schauer durchquert mich.
"Woran denkst du?"
"Daran das nichts ewig währt."
Du blickst mir in die Augen.
Meine Knie sind ganz schwer.
Du küsst mich, nimmst mich in deine Arme.
Ich fühle mich richtig.
Du flüsterst mir etwas in mein Ohr.
"Das hier währt ewig."

Der Moment ist perfekt.

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